Schwäne des Kapitalismus

Schwäne des Kapitalismus

Tine hat ein Projekt: Sie erforscht die Welt der Arbeit und sucht nach Wert, nach den Werten, die unsere Leben ordnen. Vergangene Woche arbeitete sie dafür in einer Bar im Bahnhofsviertel, diese Woche an der Pforte einer Investmentbank. Dort stößt sie auf Rituale und Glaubensfragen, und einer der Banker, Richard, entwickelt ein ganz persönliches Interesse an ihr, bei dem nicht so sicher ist, ob es um sie oder nur um mehr geht. Wann ist Tine wert oder mehr wert, und was? Doch sie erhält Einblicke bis ins Innerste der Bank, während ihre Freund*innen Hannah und Robert den Theorien des Kapitalismus nachgehen. Die Bank ist das relevante System, sie gibt dem Stück seine Grundstruktur durch den wiederkehrenden mittäglichen Chor der Banker beim Italiener, es geht natürlich um Investitionen. Am Montag sprechen sie über Fischfang und Mülldumping vor Somalia und rufen durch diese Beschwörung einer neuen Verdienstchance ein anderes, (noch) nicht legitimiertes Investitionsmodell in den Theaterraum, das der somalischen Piraterie. Tine beginnt Stimmen einer Entführung an den Rändern der globalen Ökonomie zu hören, von Martin aus der Bar, dessen Schiff nun vor Somalia von Piraten gekapert wurde. Über Monate strecken sich die Lösegeldverhandlungen hin, was für die Bank wie vier Tage sind, die Zeiten der Märkte sind nicht deckungsgleich. Am Donnerstag hat Tine bereits genug verstanden, sie kann und will kündigen, sie hat ausreichend Systemunvertrauen entwickelt, sie glaubt nur noch flüchtig an die Religion des Kapitals. Doch was sie in diesen Tagen gelernt haben, will sie mit Hannah und Robert praktisch verwerten. Davon erhoffen sie sich etwas.

Werkstattinszenierung, 15. Juni 2013, Lange Nacht der Autorentheatertage, Deutsches Theater Berlin, R: Martin Laberenz.

UA: 21. März 2014, Zimmertheater Rottweil, R: Peter Staatsmann.

Russische EA: 14. September 2017, New Imperial Theatre, St. Petersburg, Übersetzung ins Russische: Natalia Bakschi, R: Josua Rösing.

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