Hanoch Levin: Mord (רצח)
Im ersten Teil treten drei israelische Soldaten einen jungen Araber in dessen Haus zu Tode. Sie bezeichnen ihn als Terroristen. Als er schon tot ist, kommt sein Vater dazu, der nichts mehr tun kann. Ein überirdischer Bote verkündet, die Zeit des Mordens sei vorüber, es herrsche nun Frieden. Die Soldaten ziehen ab, etwas später kommt ein Offizier, der fragt, wer den Sohn getötet hat; doch der Vater gibt keine Auskunft. Es wird nicht klar, warum. Im zweiten Akt entfernt sich ein frisch vermähltes jüdisches Brautpaar von ihrer Hochzeitsfeier am Strand, um allein zu sein. Sie treffen auf den arabischen Vater, der den Bräutigam für einen der Soldaten hält, obwohl der seine Unschuld beteuert. Der Vater tötet den Bräutigam, vergewaltigt die Braut und tötet auch sie. Im dritten Akt spannen zwei arabische Bauarbeiter in die Villen eines reichen Vororts, um die erträumten Frauen zu sehen. Sie treffen auf Huren, die, enttäuscht darüber, dass sie ihnen nichts bezahlen wollen oder können, ihnen einen gerade im Viertel ausgebrochenen Brand anhängen und sie unter den Augen der Bewohner lynchen. Wieder erscheint der überirdische Bote und verkündet, dass die Zeit der Ruhe vorbei sei. Die Verbindung der drei anekdotisch wirkenden Teile sind Morde, die immer, überall und ohne Begründung geschehen. Eine endlose Spiraleder Gewalt in poetischer Gültigkeit.
Hanoch Levin (1943–1999) war der wichtigste israelische Theaterautor und -regisseur des 20. Jahrhunderts, der mit seiner gestischen Sprache und seinen die Gewalt in der Gesellschaft schonungslos offenlegenden Stücken bis heute das israelische Theater maßgeblich beeinflusst.
UA: 02.08.1997, Cameri-Theater, Tel Aviv, Israel, Regie: Omri Nitzan.
DSE: 6. März 2015, Schauspiel Stuttgart, R: Wojtek Klemm.
Aufführungsrechte beim Litag Theaterverlag