Maya Arad Yasur: Bomb. Variationen über Verweigerung (וריאציות על סירוב)
Besucher*innen einer Ausstellung stehen auf der Biennale in Venedig oder anderswo vor der Ikarus-Performance einer jungen Künstlerin, die viele Fragen aufwirft. Aus den Fragen entwickeln die Sprecher*innen drei Erzählstränge des Krieges, von Schuld, Verteidigung, Trauma, Terroranschlägen und verlorener Kindheit. Im Mittelpunkt aber steht die Frage nach der Möglichkeit, dem Sinn und den Folgen von Verweigerung im Krieg. Eatherly ist ein Kampfpilot, den das Betreten des Flugzeugs in einen Zustand sexueller Erregung versetzt. Er ist der Gott der Maschine, bis er eine Bombe über einer Schule abwerfen soll, dies aber nicht tut. Da ist der Junge mit der Kamera, der eben diese Schule besucht, aber lieber mit seinem Vater die Natur und die Bomber fotografiert. Da ist Naomi, deren Vater Panzerfahrer ist und traumatisiert aus dem Krieg zurückkehren wird. Bevor er in den Krieg zog, waren sie noch im Dolphinarium; jetzt reißt sie sich immerzu die Haare aus.
Das Stück fragt nach der Verantwortung vom Kunst im Kontext des Krieges, es zeichnet sich, ähnlich Amsterdam, durch seine polyphone Erzählweise aus. Die Gruppen der Sprecher*innen lassen die Geschichte(n) gemeinsam im Sprechen entstehen, korrigieren sich gegenseitig, setzen die Worte und Dinge neu zusammen, entwerfen und verändern so, was geschehen sein könnte.
Maya Arad Yasur studierte Dramaturgie an der Universität Amsterdam und arbeitete 2007–2012 als Produktionsdramaturgin in den Niederlanden. Sie lebt und schreibt in Tel Aviv.
UA: 08.02.2020, Schauspiel Köln, R: Lily Sykes.
Aufführungsrechte beim Rowohlt Theaterverlag