Hanoch Levin: Die im Dunkeln gehen (ההולכים בחושך)
Die im Dunkeln gehen, eine von Levins letzten Theaterarbeiten, baut einen ganz eigenen poetischen, nächtlichen, suchenden Kosmos. Viele Figuren und Gedanken begegnen sich in dieser „nächtlichen Vision“, so der Untertitel, in der Dunkelheit. Ihre Begegnungen und Bewegungen und die daraus entstehenden Erzählmöglichkeiten versucht ein Erzähler zu ordnen, der jedoch in der Mitte des Stücks, als die Toten und Gott auftauchen, damit in Schwierigkeiten gerät.
Im Dunkeln geht der Gehende, er begegnet erst dem Wartenden und dann dem Entwischenden. Ein Stück gehen sie gemeinsam, begegnen drei anderen Männern, die ihnen parallel erscheinen, auch ihre Sehnsüchte und Geheimnisse und alltäglichen Gedanken haben, und gegen morgen trennen sie sich wieder an ihren jeweiligen Häusern, bis der Gehende bei sich zu Hause allein ankommt.
Dem Bewegungsstrang dieser drei ist eine Folge von Begegnungen verschiedener Gedanken eingeflochten, die als Figuren auftreten und versuchen, miteinander Beziehungen zu knüpfen, die aber auch wieder auseinander gehen. Es entsteht so eine absurde, surrealistische Atmosphäre, die eigentlich nichts mehr zu erzählen scheint, sondern nur Möglichkeiten von Erzählungen und Begegnungen aufruft. Die mögliche Theaterhandlung ist auf das Minimum des Gehens auf der Bühne und des Sprechens der Figuren reduziert. Die im Dunkeln gehen ist das wohl ungewöhnlichste Stück Levins und zugleich vielleicht auch sein poetischstes.
Hanoch Levin (1943–1999) war der wichtigste israelische Theaterautor und -regisseur des 20. Jahrhunderts, der mit seiner gestischen Sprache und seinen die Gewalt in der Gesellschaft schonungslos offenlegenden Stücken bis heute das israelische Theater maßgeblich beeinflusst.
UA: 09.05.1998, Habima Nationaltheater, Tel Aviv, Israel, Regie: Hanoch Levin.
Frei zur DSE.
Aufführungsrechte beim Litag Theaterverlag