Hanoch Levin: Die Kofferpacker (אורזי מזוודות)
Die „Komödie mit acht Beerdigungen“, so der Untertitel, ist ein Gewimmel kurzer Szenen aus dem Leben mehrerer Familien in einem Stadtviertel, denen die Realität die Träume zerbricht. Ihr Leben ist bestimmt von den Fixpunkten Beerdigung und Hochzeit oder feste Beziehung, wobei letztere zumeist ein unerreichbares Wunschbild bleiben, das die jüngere Generation selbst oder die Eltern für diese hegen.
Die acht Beerdigungen geben dem Stück seine Struktur und machen selbst eine Entwicklung durch, besonders hinsichtlich der Trauerreden. Dabei werden vor allem die Männer beerdigt, aus unterschiedlichen Generationen, während die Frauen zurückbleiben und einen Bridge-Club gründen. Vor allem die Jungen wollen weggehen, wie etwa Elchanan, der davon spricht, seiner Freundin, die er angeblich in der Schweiz hat, zu folgen. Doch gelingt es ihm nicht, das Stadtviertel zu verlassen; nur Nina gelingt es, während Sigi, der mit seinem Freund ins Ausland ging, enttäuscht zurückkehrt. Schon zu Beginn des Stücks kommt Amatzia aus Amerika in das Haus seiner alten Eltern zurück, bald werde seine Verlobte ihm folgen. Als bei seiner Beerdigung eine amerikanische Touristin auftaucht, sorgt das folglich für Verwirrungen.
Die Kofferpacker verhandelt auf eine sehr leichte und lustige, manchmal aber auch tieftraurige Art das einfache Leben seiner Protagonist*innen und deren oft aus Klischees und Stereotypen gebildeten Lebenswünsche und -realitäten.
Hanoch Levin (1943–1999) war der wichtigste israelische Theaterautor und -regisseur des 20. Jahrhunderts, der mit seiner gestischen Sprache und seinen die Gewalt in der Gesellschaft schonungslos offenlegenden Stücken bis heute das israelische Theater maßgeblich beeinflusst.
UA: 10.03.1983, Cameri-Theater, Tel Aviv, Israel, Regie: Michael Alfreds.
Frei zur DSE.
Aufführungsrechte beim Litag Theaterverlag